Dienstag, 14. April 2015

Rezension: "Momo" - von Michael Ende





Thienemann Verlag
Erstmals erschienen 1973
Broschiert, 272 Seiten
Preis: 14,95 € (in der neueren Ausgabe)
ISBN: 978-3522201889












Inhalt

Die kleine Momo lebt in den Ruinen eines Amphitheaters am Rande einer Großstadt. Sie hat keine Eltern mehr und besitzt nicht weiter als das, was man ihr schenkt. Aber sie hat ein besonderes Talent: Sie kann zuhöhren. Wenn jemand ein Problem hat heißt es: „Geh zu Momo“. Und wenn dann die Menschen eine Weile mit Momo geredet haben, so geht es ihnen besser. Doch eine Bedrohung zieht herauf: die Grauen Herren. Sie wollten die Menschen dazu bringen ihre Zeit zu sparen und stehlen sie ihnen. Nur Momo kann sie aufhalten. 

Bewertung

Seit längerer Zeit stand dieses Buch bei mir im Regal. Ich hatte es noch nie gelesen aber immer vor, da „Momo“ fast schon ein Klassiker ist. Und was soll ich sagen… Es ist ein absolut großartiges Buch. Es ist erstaunlich, dass das Buch vor mehr als 40 Jahren erschienen ist, denn die Problematik, die Michael Ende hier anspricht passt auch heute mehr denn je. In dieser Geschichte steckt sehr viel Wahres drin. Man hetzt umher, hat irgendwie nie Zeit und vergisst sehr leicht das Wesentliche. Herr Ende hält dem Leser den Spiegel vor, ohne dass es zu sehr wie ein Fingerzeig wirkt. 


Der Roman lässt sich ganz wunderbar lesen. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und detailreich und passt völlig zum Genre des Märchenromans. Und etwas muss ich noch anmerken: Das Buch enthält Bilder. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, seit dem ich ein Buch gelesen habe indem es Bilder gab. Das war zur Abwechslung mal wieder sehr schön und hat einen etwas in die Kindheit zurückversetzt.


Auch die verschiedenen Charaktere mit all ihren Eigenheiten und Gegensätzen kann der Autor dem Leser herrlich nahe bringe: Beppo Straßenfeger, Gigi Fremdenführer und natürlich Kassiopeia die Schildkröte sind allesamt sympathische und tolle Figuren.

Aber auch die fantasievollen Abenteuer kommen nicht zu kurz, sodass das Buch sowohl für Kinder als auch Erwachsene geeignet ist. Ich finde darin liegt die große Kunst, ein Buch zu schreiben, was Kindern einfach Spaß macht und ihnen Abenteuer beschert und für Erwachsene gleichsam lehrreich und unterhaltsam ist. Mich hat Momo sehr zum Nachdenken angeregt und es wirkt noch bei mir nach. Aber gleichermaßen Spaß hat mir die Geschichte gemacht.


Zitate

„Niemand schien zu merken, daß er, indem er Zeit sparte, in Wirklichkeit etwas ganz anderes sparte. Keiner wollte wahr haben, daß sein Leben immer ärmer, immer gleichförmiger und immer kälter wurde. […] Aber Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen. Und je mehr die Menschen daran sparten, desto weniger hatten sie.“ S.72



„'Siehst Du, Momo', sagte er, 'es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen, denkt man.' Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: 'Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen!' Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: 'Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten.' Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: 'Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.'“ (S. 36/37)



Fazit

Dieser Roman ist voller Fantasie, Wahrheit und Tiefgang und absolut lesenswert für jung und alt! Besonders, wer sehr im Stress ist, sollte dieses Buch einmal wieder lesen.


Wertung


✩✩✩✩✩


Challenge

SUB-Destroyer Challenge


24. Ein Buch, das dir persönlich am Herzen liegt

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